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Lohnrunde 2018: Nicht alle profitieren vom Aufschwung
Trotz der wirtschaftlich stabilen Lage und der spürbaren Abschwächung des Schweizer Frankens wollten die Vertreter von neun Gewerbebranchen nicht über 0.5% zur individuellen Verteilung hinausgehen. Es schien fast, als hätten es zwischen den Sektionen Absprachen gegeben. Bei guter Auftragslage wurde im Bauhaupt- und Nebengewerbe noch vehementer als gewohnt mit vernichtenden Preiskämpfen argumentiert. Neben diesem hausgemachten Problem wurde auch auf die steigenden Lohnnebenkosten durch die betriebliche Personalvorsorge verwiesen. Weniger Geld im Portemonnaie In Anbetracht einer Teuerung von 0.5% sowie steigenden Gesundheitskosten und Vorsorgeprämien hätten wir uns deutlich mehr generelle Lohnerhöhungen zur Steigerung der allgemeinen Kaufkraft erhofft. Bei Lohnanpassungen von 0.5% sind die Löhne hingegen real weniger wert. Zudem profitiert von individuellen Lohnerhöhungen nur ein Teil der Belegschaft, womit einige mit empfindlichen Reallohneinbussen rechnen müssen. Coiffeure vor dem Aus, Gastronomie in Gefahr Die Jahresversammlung des Liechtensteinischen Coiffeurverbands hat beschlossen, den Verband infolge mangelnder Solidarität auf Ende Jahr aufzulösen. Somit hat auch der Gesamtarbeitsvertrag ab 2018 keine Gültigkeit mehr. Dies ist umso tragischer, da der schweizerische Coiffeurverband einer massiven Anhebung der sehr tiefen Mindestlöhne zugestimmt hat. Ohne Gesamtarbeitsvertrag wird im heimischen Coiffeurgewerbe die Gefahr des Lohn- und Sozialdumpings massiv ansteigen. Auch im Gastronomiegewerbe fehlt es an Solidarität. Der Sektion Gastronomie der Wirtschafskammer mit neuzeitlichem Gesamtarbeitsvertrag steht der Hotel- und Gastronomieverband gegenüber. Letzterer akzeptiert keinen Gesamtarbeitsvertrag, womit dessen Mitglieder sich an keine Mindestlöhne halten müssen. Während die Mitglieder der Sektion Gastronomie den Mindestlohn von 3‘250 Franken einhalten, erhalten die Mitglieder des Hotel-und Gastronomieverbandes Grenzgängerbewilligungen mit Löhnen ab 2‘600 Franken. Das entspricht einer Unterbietung des Mindestlohns um ganze 20%! Die Jahresversammlung der Sektion Gastronomie akzeptierte unsere Verhandlungsergebnisse nicht und verlangte stattdessen Neuverhandlungen auf Anfang 2018. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Sektion Gastronomie mit weiteren Zugeständnissen schwer tut, solange andere mit staatlicher Unterstützung den Wettbewerb verzerren und die Sozialpartnerschaft unterwandern können. Ein weiterer Stillstand herrscht in der Sektion Textilreinigung, der lediglich noch die Firma Fix AG angehört. Nach mehrjährigen ergebnislosen Gesprächen unter Abwesenheit des Geschäftsführers verlangten wir für die Lohnrunde 2018 einen Termin mit dem Geschäftsführer, wie dies über viele Jahre üblich war. Neben Lohnerhöhungen soll es auch um die Revision des veralteten Gesamtarbeitsvertrags aus dem Jahr 1995 gehen. Offensichtlich hat sich dessen Verständnis von Sozialpartnerschaft geändert, weshalb noch kein Termin zustande gekommen ist. Verbesserungen für Ungelernte, Ältere und Väter Ein weiteres grosses Ziel konnte endlich erreicht werden. In praktisch allen Gesamtarbeitsverträgen der Industrie und des Gewerbes konnten die Mindestlöhne für Ungelernte auf 3‘300 Franken angehoben werden. Auch beim Vaterschaftsurlaub und bei zusätzlichen Ferientagen für ältere Arbeitnehmende wurden weitere Fortschritte erzielt. Hier hat sich unsere Hartnäckigkeit der vergangenen Jahre gelohnt. Unserem Ziel, fünf Wochen Ferien für Arbeitnehmende ab 50 in allen Branchen sind wir wieder ein grosses Stück näher gekommen.
Bild:@hazard/pixelio