Die Mitgliederversammlung des Liechtensteinischen ArbeitnehmerInnenverbands LANV fand vergangenen Dienstag im Restaurant Rössle in Schaan statt. Im Zentrum standen neben den Schwerpunkten des vergangenen Jahres aber auch die Herausforderungen der zukünftigen Gewerkschaftsarbeit.
Präsident Sigi Langenbahn durfte neben den zahlreichen Mitgliedern auch Vizeregierungschef und Wirtschaftsminister Daniel Risch sowie den Schaaner Vorsteher Daniel Hilti begrüssen. In seinen Grussworten drückte der Hausherr der „Gastgemeinde“ seine Wertschätzung für die Arbeit des LANV aus. Die Gemeinde Schaan hat in den vergangenen Jahren vieles unternommen, um die Lohngleichheit in der Verwaltung zu garantieren. Aber auch die Bedeutung von existenzsichernden Mindestlöhnen liegt Daniel Hilti am Herzen. Es dürfe nicht sein, dass Familien mit zwei arbeitenden Elternteilen auf zusätzliche wirtschaftliche Unterstützung angewiesen sind, weil die Einkommen nicht ausreichen.
Zunahme an Insolvenzen
Anschliessend orientierte Gewerkschaftssekretärin Lilit Keucheyan über die Schwerpunktarbei-ten 2018 der Sektion Frauen in den Bereichen Lohngleichheit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Erfreulich ist, dass sich neben der Gemeinde Schaan immer mehr Industriebetriebe einer freiwilligen Lohngleichheitsanalyse unterziehen und Ungerechtigkeiten beseitigen. Präsident Sigi Langenbahn berichtete über die Herausforderungen der Beratungstätigkeiten infolge vermehrter Insolvenzen im vergangenen Jahr. Diese haben aufgezeigt, dass die Rechtslage für Arbeitnehmende unklar und ungenügend ist. Insbesondere der Konkurs der Medicnova brachte die Komplexität an den Tag, da es sich um eine grosse Zahl Betroffener aus unterschiedlichen Herkunftsländern, teils in Schwangerschaft oder Karenz, in Ausbildung oder gekündigtem Arbeitsverhältnis handelte. Der LANV wolle die Erfahrungen der verschiedenen Akteure zusammenzutragen, um Verbesserungen in der Beratung und Gesetzeslage zu erreichen. Nach der Präsentation der Jahresrechnung durch die stellvertretende Geschäftsführerin Martina Haas, der Entlastung des Vorstands und der Genehmigung des Jahresberichts 2018 wurde der statutarische Teil abgeschlossen.
Beratungen nicht kostenlos
Bei der anschliessenden Vorstellung von Statutenänderungen wurde der Beratungsaufwand für Neumitglieder mit laufenden Fällen und für Nichtmitglieder angeregt diskutiert. Der Vorstand schlug eine Reduktion der kostenfreien Beratung vor, da viele Arbeitnehmende die Dienstleistungen des LANV kostenfrei in Anspruch nehmen wollen. Allzu oft werden Neumitgliedschaften nach erfolgreich abgeschlossener Beratung wieder gekündigt oder Zahlungserinnerungen ignoriert, womit die Kosten die Erträge bei weitem übersteigen. Schlussendlich wurde die kostenfreie Beratung für Neumitglieder nicht ganz in dem vom Vorstand vorgeschlagenen Masse reduziert, um weitere Erfahrungen zu sammeln.
Flexiblere Arbeitswelt
Im anschliessenden Ausblick sah Vizepräsident Donat Schädler grosse Herausforderungen in der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeitswelt. Gewerkschaften wollen sich den Folgen der zunehmenden Digitalisierung für neue Arbeitsformen mit räumlicher und zeitlicher Flexibilisierung nicht verschliessen. Das Arbeitsrecht müsse entsprechend angepasst, dürfe aber nicht ausgehöhlt werden.
In seiner Gastrede knüpfte Wirtschaftsminister Daniel Risch nahtlos an die Worte des LANV-Vizepräsidenten an und brachte weitere Facetten der Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf im Lichte der Flexibilisierung von Beschäftigungsformen vor. Auch ihm ist es ein grosses Anliegen, dass Anpassungen des Arbeitsrechts zur Flexibilisierung der Arbeitszeiten auch die Interessen der Angestellten berücksichtigen und wirksame Kontrollmechanismen den Gesundheitsschutz gewährleisten.
Langenbahn bedankte sich für die eindrucksvolle Gastrede des Wirtschaftsministers und ver-sprach, dass die Diskussion um die Chancen und Gefahren der Flexibilisierung an der Maifeier vom 30. April seine Fortsetzung finden werde.
Abschliessend resümierte Vorstandsmitglied Gabriela Cortés die wichtigsten Erkenntnisse der Veranstaltung und rief die Anwesenden auf, Neumitglieder für den Verband zu gewinnen. Beim gemeinsamen Abendessen wurde das eine oder andere Thema des Abends noch vertieft diskutiert.